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der gelbe Humpelhund

Versuch einer Einordnung zwischen Retrospektive und Ausblick.

Was oder wer ist der gelbe Humpelhund - oder: wie erkläre ich dem Volk den Hund? [aus dem Katalog zu "Curriculum Arte" ext. Version]

Als ich das Angebot erhielt, über den gelben Humpelhund diese beiden Seiten des Kataloges zu befüllen, sagte ich dankbar zu und dachte: nichts einfacher als dies. Die Versuchung ist natürlich groß, hier über die guten alten Zeiten zu lamentieren und verklärende Mythenbildung zu betreiben. Ich versuche also weitgehend bei den Fakten zu bleiben ... Dem Menschen eigen ist der Trieb, sich aus
gleichgerichteten Interessenlagen heraus zu Zweckbündnissen zu gruppieren und in der Folge entweder zu scheitern oder die gemeinsamen Ziele verwirklicht sehen zu dürfen. Ähnliche Motive treffen natürlich auch bei der Bildung von artistischen Vereinigungen zu. Als Nukleus der Gruppe ist hier allerdings das zielfreie Zusammenfinden einiger weniger zu sehen, die vielleicht einfach "verrückt genug" waren und die ein über die Arbeit hinausgehendes Band zusammenhielt. Der später auf die Fahne gemalte Hund versinnbildlicht etwas von der selbstironischen humoresken Art des Miteinanders, der Reflexion des eigenen Tuns und der Ausgestaltung des Öffentlichmachens einer tatsächlich mit Inbrunst und Leidenschaft betriebenen Passion. Der Hund lag wohl irgendwann einmal in Form einer ebenso titulierten Zeichnung von Tom und mir auf dem Kaffeetisch in Raum 131 und nahm sich unserer an.
Ausgehend von einer Viererbande, zu der zu gehören ich neben Heike, Kalle und Tom die Freude hatte, wurden etliche - für unsere damaligen Verhältnisse - erfolgreiche Geschehnisse unter konspirativen Bedingungen inszeniert, die dem Hund intern zu einem gewissen Ruhm und dem Ruf einer berüchtigten "Unterhundorganisation" verhalfen. Zu Beginn bedienten wir uns hierzu dankbar [im Nachhinein sei diese Artigkeit gestattet!] der stets beheizten Räume der FH, deren komplette Übernahme bereits im Fünfjahresplan festgeschrieben war. Und es schien uns nichts mehr zu trennen von den erhofften Verheißungen der Bohème.
Die wohlfeil errungenen, inzestuös beklatschten Anfangserfolge erzeugten alsbald einen
regen Zustrom unter den Kommilitonen beiderlei Geschlechts und mündeten in die
Ausformulierung eines Satzungsmanifestes, welches am 10.April 1995 zur Vereinsgründung führte. Ausstellungen und "Happenings" im In- und Ausland konnten in der Folge Werke der beteiligten Schaffenden öffentlich machen, darunter auch immer wieder "Produkte" gemeinsam veranstalteter Werkzeiten an unterschiedlichen Orten. Der Wunsch, in eigener Regie und ohne Zugeständnisse an die geschmäcklerische Befindlichkeit der jeweiligen "Hausherren", Galeristen, Friseure oder Kustoden Präsentationsformen zu erproben, führte zur Eröffnung des "Ladens" ROS59, in welchem während eines Jahres 18 Veranstaltungen von Vernissagen über öffentliche Symposien und Kurzfilmfestivals bis zum Tanzvergnügen ein Angebot an jedwede interessierte Öffentlichkeit bildeten. Leider bereitete uns die sich bald einstellende unverständliche Angewohnheit unserer Nachbarn, zu unseren Veranstaltungen stets eigenmächtig die Polizei einzuladen, nach gut einem Jahr den Garaus.

Dem Verein gehören zeitweise bis zu 70 Menschen an. Eine weitergehende Würdigung des Einzelnen, der gruppendynamischen Prozesse, der Außenwirkung sowie ein Ausblick auf Zukünftiges wird an anderem Orte zu erfolgen haben.
Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen wird mit freundlicher Unterstützung der Fachhochschule Aachen eine umfassende Aufarbeitung der Archive stattfinden, welche unter www.der-gelbe-humpelhund.de öffentlich gemacht werden. Auf dass hier ein echtes Forum oder eine Homepage im besten Sinne entstehe! Beiträge willkommen! Ein besonderer Dank sei an dieser Stelle an Christiane Maether erlaubt, für ihre wohlwollende Begleitung über die Jahre und Duldung mancher Exzesse in "ihren" Räumen!

Tatsächlich konnte ich mich hier wohl nur darauf beschränken meine subjektiv gepflegten Erinnerungen aus den letzten fünfzehn Jahren zu einer Art Flickenteppich zusammenzulegen.
Dieser Ansatz wird auch in der gewählten Form der Präsentation des Humpelhundes für ‚Curriculum Arte’ offenbar: Einer Person oder einem Ereignis ist jeweils ein Würfel zugedacht. Dieser bietet durch einen oberseitig eingelassenen "Spion" einen Einblick. [Zögern Sie nicht und begeben Sie sich auf Augenhöhe mit den Objekten!] Die Kuben formieren sich vordergründig zum Urnenfeld, markieren aber auch die heutige Position der Menschen, die einmal den gelben Humpelhund gemacht haben. Es gibt dabei durchaus auch heute noch enger gruppierte Teilmengen, die sowohl räumlich wie menschlich und künstlerisch interagieren. Andere finden sich an der äußersten Peripherie wieder, können aber gleichwohl noch Bestandteil des angedeuteten Netzwerkes sein. Einige scheinen vom Tellerrand der Erde gefallen oder sind einfach zur Kugel geworden ... Manche Objekte sind [noch?] leer, andere enthalten einen Klang, ein Stück Werk, einen Schnuller oder ... Ein Kubus enthält eine Packung Buchstabennudeln, sie symbolisieren die Satzung des Vereins und die unendliche Varianz der Möglichkeiten, die sich aus der Loslösung der Zeichen aus dem Buch ergeben. Schütteln Sie ruhig einmal kräftig durch!

der gelbe Humpelhund - uns bleibt immer die eiserne Reisschale!

A.R. 2006

aus der Präambel der Satzung:
Ziel des Vereins ist die eigenverantwortliche Förderung künstlerischen Schaffens und deren
Darstellung in der Öffentlichkeit. "Der gelbe Humpelhund" tritt ein für ein freies Forum für
jede authentische Lebensäußerung und begegnet der Selektion des Marktes in solidarischem Miteinander der Schaffenden. Gegen den Zwang zur Anbiederung an den institutionalisierten Unterhaltungsbetrieb unter der Prämisse der Gefälligkeit und Erklärbarkeit eines Werkes setzt "der gelbe Humpelhund" in Eigenverantwortlichkeit getragene Angebote an jede Öffentlichkeit, um in adäquater Form auch Phragmentarisches, Prozesshaftes, Unschönes und Unpopuläres zur Diskussion zu stellen. Das Schöne und Erbauliche lehnen Wir jedoch nicht ab.
"Der gelbe Humpelhund“ propagiert die realistische Einordnung künstlerischer Arbeit in den Kontext eines jeden ehrlichen Tagwerks und ist bestrebt, Instrumentarien zu schaffen und zur Verfügung zu stellen, die geeignet sind, als Existenzgrundlage für den aufrichtig Schaffenden zu dienen.

aus der Geschäftsordnung:
G.O.P.14: Die eiserne Reisschale. In Not geratene Mitglieder erhalten auf Wunsch täglich eine einfache, aber nahrhafte Mahlzeit in den Räumlichkeiten des Vereins, soweit solche erreichbar sind. Ansonsten wende er sich an das nächste erreichbare Mitglied. Dieses kann seine Aufwendungen gegenüber der Vereinskasse geltend machen.

kurz & knapp:
1989 Tom Meyer und Alfred Reuters zeichnen gelbe Humpelhunde
1991 erste Aktionen an der FH Design (Aachen)
1993 erstes Multiple "flying church equipment"
1993 Gastspiele in Norddeutschland
1994 Theaterprojekt "Menschliche Züge"
1994 Ausstellung "mein Tier und ich"
1994 "Fahrende Druckwerkstatt" in mehreren Städten
1994 zweites Multiple "Memory"
1995 Marco Book, Kalle Hommelsheim, Tom Meyer, Alfred Reuters, Heike Tödt, Georg
Schümmer, Axel Fahl und Sabine Zinke gründen am 10.April in Raum 131 den gelben Humpelhund- Verein zur Förderung der Schaffenden aller Künste e.V.
1996 ROS59, erste eigene Adresse
1996 erste Graphik Mappe
1996 und
1997 etliche Aktionen in ROS59 und "Gastspiele" bei Kunstvereinen, in Industriebrachen, Behörden etc.
1996 das 70. Mitglied erhält eine Dose Hundefutter
1997 zweite Graphik Mappe
1997 weitere Veröffentlichungen
1997 diverse Ausstellungen und "Auftritte"
1997 ASYL im Einstein
1997 erster HUMPLOMAT
1998 internat. Sommer-Humpelhund-Holzsymposium in Barmen
1998 Planung zu FABRIK II (polyvalente integrierte Arbeits-Zeige-Einrichtung)
2000 humpelmedia-enterprises
2000 “www.kunstsektor.de”
2000 “internat. Sommer-Humpelhund-Ton&Feuer-Symposium”
2001 Kalle hat immer noch kein graues Haar auf dem Kopf!
2004 Auszug aus dem Atelierkomplex ROS59
2004 Eröffnung der Ateliersozietät Jurizitrone mit Kontaktbüro und Zeigeraum
2004 Einführung: Der tote Hund der Woche

2005 Einrichtung der epospresse - Werkstätten
2005 der Hund ist bei Curriculum Arte
2006 Humplomat3 [Kalle Hommelsheim und Alfred Reuters [Eingeweide]
2006 www.kunstsektor.de wird grundlegend "relaunched
"
2006 "Humpelhund2006" Kistenprojekt Start im Suermondt-Ludwig-Museum
2007 www.epospresse geht online ...
2007 Zieht sie um oder zieht sie nicht um? Geheimnisumwitterte Ateliersozietät "Jurizitrone"

2007 www.müllverleih.de mit revolutionärem Kunstvertriebskonzept geht online ...

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